17. September 2011. Albert Einstein vermutete bereits vor ca. hundert Jahren, dass Raum, Zeit und Frisur relativ sind. Grund genug für den 1. SGC Essen 2010 diesen Theorien einer genauen, wissenschaftlichen Überprüfung zu unterziehen. Als Örtlichkeit für die Feldforschung wurde die knapp 140 Kilometer entfernte Swingolfanlage Maarheide im Brohltal/Niederdürenbach auserkoren. Dem achtköpfigen Hobbyphysikerteam gehörten in alphabetischer Reihenfolge folgende Philanthropen an: Agnes Schlieper, „The Incredible“ Arndt Felderhoff, Christian „Magic“ Stöber, Dirk Krüll, Frank „Fralle“ Schweizerhof, Jens „Teiger Wutz“ Andraczek, Peter Nowak und Thomas "Chiefrocker BusyB" Siepmann (alphabetische Reihenfolge der Vornamen, Du Schnellmerker!).
Der Clubrekord für Auswärtsfahrer konnte mit acht „Straussen“ zwar nur eingestellt werden, mit drei eingesetzten PKW (nein, nicht PKW’s - Personenkraftwagens, oder was?) wurde aber eine neue Bestmarke aufgestellt. Eine logistische Meisterleistung; für die Forschung ist uns nichts zu teuer.
Bei der Ankunft am Neuen Maarhof - die Gastronomie der Anlage und Clubheim, betrieben von den Familien Bonn und Dahm - bot sich unseren Freizeitwissenschaftlern ein fantastisches Bild. Man muss nicht besonders empfänglich für Schönheit sein, um vor diesem Panorama ehrfürchtig auf die Knie zu gehen und seine eigene Existenz als unbedeutend zu hinterfragen. Vor laaaaanger Zeit beherrschten hier Gift und Galle speiende Vulkane die Umgebung und machten dieses Fleckchen Erde zu einem lebensfeindlichen Raum. Brohltal brutal! Aber heute: Berg und Tal verschmelzen hier zu einer Einheit, sinnbildlich für die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins, und das pralle Leben erblüht in seiner ganzen Pracht. Über allem thronend die wenige Kilometer entfernte Burgruine Olbrück, die majestätisch aufs Tal herabblickt. Beim Anblick dieser wächst in jedem Halbtagsswingolfer die Verlockung, einmal einen vierhundert Meter langen Abschlag vom Bergfried der Burg ins Tal zu feuern. Ein herrlicher Gedanke.
Und dann erst der Platz; zum Zungeschnalzen. Die 18 Bahnen (Par 72) der Swingolfanlage - zusätzlich stehen noch eine Spielgolfanlage, ähnlich dem Minigolf und ein Golfsimulator zum Freizeitvergnügen zur Verfügung - scheinen in die Landschaft mit einer allumfassenden Inspiration und schöpferischen Muße gemalt worden zu sein. Der durchweg hügelige, krumme und schiefe Platz erfordert höchste Präzision und Nervenstärke und gilt als überdurchschnittlich anspruchsvoll. Etliche Schläge gehen ins Ungewisse, d. h. über Hügelkuppen, und der Spieler kann erst nach anstrengendem Fußmarsch sicher beurteilen, ob sein Schlag ge- oder misslungen war. Nach einer kompletten Runde merkt man in den Beinen schon den Unterschied zu anderen Plätzen (*schnauf*).
Der SGC Brohltal, bis dato jüngster Club der deutsch-österreichischen Swingolfgemeinde (jüngster Club bezieht sich...ach, das hatten wir schon an anderer Stelle), lud ein zum 1. Oktoberfestturnier und unser charismatischer und freiheitsliebender Club ließ es sich nicht nehmen, dieser Einladung bedingungslos zu folgen. Kosmisch...äh...komisch, dass das Oktoberfest jedes Jahr im September beginnt*, eigentlich völlig unerklärlich, aber damit wären wir wieder bei Einstein: Zeit ist eben relativ.
Nach herzlicher Begrüßung und einigen Erläuterungen zum Regelwerk vom 1. Vorsitzenden Sascha Pütz, der seine Rede trotzdem im Stehen vollzog, ging es für die 26 gemeldeten Spieler (darunter sieben Damen und drei Jünglinge) ab 10 Uhr Ortszeit nach und nach auf Bahn eins und zehn beginnend um die sportlichen Meriten. Pünktlich zum Turnierstart ließ sich auch die Sonne sehen - davor war es schon ziemlich frisch (*bibber*) - so dass nun überflüssige Kleidungsstücke achtlos von den Leibern gerissen werden konnten. Juhuuuu, wat’n Glück!
Die beiden Auswärtsturnierdebütanten, wobei einer davon im Grunde ein Onkel ist, erwischten einen guten Tag und können mit ihrer Premiere in fremden Gefilden durchaus sehr zufrieden sein. Unsere Deutsche Meisterin 2011 in der Kategorie SF3 Agnes Schlieper erreichte mit 101 Schlägen vor Marion Lösch (SGC Brohltal) mit 104 und hinter Ingrid Barth (ebenfalls SGC Brohltal), die 93 Schläge benötigte, einen guten zweiten Platz in der Damenwertung und freute sich, einen Pokal mit nach Hause nehmen zu dürfen, auch wenn sie bei der Siegerehrung wegen Terminproblematik nicht anwesend sein konnte. Nun, Wissenschaftler haben halt ein stressiges Leben, weil sie fortgehend und uneigennützig im Dienste der Menschheit Wissen und Fortschritt vorantreiben und können daher keine Rücksicht auf persönliche Schmeicheleien, Ehrungen oder Auszeichnungen nehmen. Den Pokal nahmen stellvertretend die verbliebenen Clubkameraden liebevoll und stolz entgegen. Die erste Swingolfsaison von Agnes für den 1. SGC Essen 2010 lässt sich mehr als sehen: Zwei Turniere, zwei Pokale und einer davon sogar die DM-Siegertrophäe. Die Bezeichnung „Senkrechtstarterin“ ist für Agnes keinesfalls vermessen.
Der andere Neuling im Bunde, Dirk Krüll, präsentierte sich ebenfalls in starker Tagesform. Seine 85 Ballhiebe inklusive dreier Birdies bedeuteten den geteilten fünften Platz in der Herrenwertung, zusammen mit Volker Bauer vom heimischen SGC Brohltal und Jens „Teiger Wutz“ Andraczek.
Den ersten Dämpfer seiner bisher eindrucksvollen Auftaktsaison musste „The Incredible“ Arndt Felderhoff verkraften. Der Sympathikus mit dem Mörsergranatenabschlag erlebte mit 97 Schlägen und Platz zwölf bei den Herren einen rabenschwarzen Tag. Die Fachleute sind sich aber einig, dass dies nur ein temporärer Ausrutscher war. Thomas „Chiefrocker BusyB“ Siepmann erstürmte die Top Ten, belegte am Ende Platz acht mit guten 86 Schlägen auf dem schwierigen Sisyphos-Parcours, womit er durchaus zufrieden sein konnte, wenngleich er auf der Rückfahrt vermutlich von seinen Begleitern Dirk Krüll und Peter Nowak aufgezogen wurde, da beide weniger Schläge benötigten.
Der kometenhafte Aufstieg des Peter Nowak in dieser Saison ist schon verblüffend. Innerhalb kürzester Zeit hat er ein Niveau erreicht, welches anderen Spielern in ihrer gesamten Karriere verwehrt bleiben wird. Der von einem überdurchschnittlichen Talent gesegnete Peter brillierte mit einer 79, unterbot die 80-Schläge-Marke und verfehlte nur mit einem winzigen Schlag das Stechen um einen Podiumsplatz. Sollte seine Entwicklung weiterhin einen so positiven Verlauf nehmen, dann gehört er bereits im nächsten Jahr zum Kreise möglicher Turniersieger. Wir glauben fest daran!
Den dritten Platz sicherte sich Horst Preyer (SGC Brohltal). Der humorvolle, herzliche Mann mit dem ansteckenden Lächeln brauchte 78 Schläge für die 18 Bahnen und rettete mit dem erklommenen Podium die Ehre des Ausrichterclubs. Im unmittelbar nach dem Turnier stattfindenden Interview äußerte er sich als besonders geehrt, mit dem großen Magier des 1. SGC Essen 2010 in einem Flight gespielt haben zu dürfen und sich mit ihm zu messen. Das hören wir doch gerne.
Christian „Magic“ Stöber zauberte eine 75 in die Ergebnislisten und erfuhr bei der Rückankunft am Neuen Maarhof, dass dieses Resultat Platzrekord bedeutet. Ganz stark, aber: Ein Flight war noch unterwegs und nun mussten alle bereits zurückgekehrten Swinner warten. Und sie mussten warten. Und warten. Und sie warteten. Die letzte Spielgruppe benötigte unfassbare viereinhalb Stunden für die 18 Bahnen (rechne doch selbst aus, wie viele Minuten das im Durchschnitt pro Loch sind und wenn Du dabei auf 15 Minuten kommst, dann hast Du alles richtig gemacht!), hatte dann aber als besonderen Bonbon einen sensationellen Score im Gepäck.
Nachdem Christian knapp anderthalb Stunden Inhaber des Platzrekords gewesen war, wurde dieser noch mal um sage und schreibe drei Schläge verbessert. 72 Schläge, Platz-Par! Eine bahnbrechende Meisterleistung (keine Sorge, die Bahnen sind halbwegs unbeschadet geblieben) von Frank „Fralle“ Schweizerhof! Diese überragende Vorstellung mit insgesamt fünf Birdies sicherte ihm den zweiten Turniersieg in dieser Saison und vermutlich stellt der Platzrekord eine Marke dar, die lange Bestand haben dürfte. Seine akribische Vorbereitung auf dieses Turnier und speziell auf den anstehenden Europacup, bei der er an zwölf Tagen in Folge vom 25. August bis zum 5. September den Rutherhof besuchte und ein ebenfalls rekordverdächtiges, übermenschliches Trainingsprogramm absolvierte, hat sich voll und ganz bezahlt gemacht. Konditionstraining, Ernährungsplan und Konzentrationsübungen von den Meistern ihres Fachs ausgearbeitet und ohne Widerspruch von unserem „Professor“ selbstlos umgesetzt, gipfelten nun im Brohltal in einem Triumph der Superlative. Wir sind sehr froh einen Spieler seines Kalibers in unseren Reihen zu wissen. Management und Clubvorstand gaben noch am Abend in einer Pressemitteilung bekannt, dass, egal welche Ablösesumme auch geboten würde, Frank von nun an neben Agnes und Christian als unverkäuflich gilt.In der Kategorie Jugend männlich setzte sich David Bley mit 105 Schlägen durch und verwies seinen Bruder Daniel Bley (112 Schläge) und Joel Pütz (116 Schläge) auf die Plätze. Alle drei sind in der Talentschmiede des SGC Brohltal beheimatet.
Wir gratulieren besonders den Siegern zu ihrem Erfolg, aber auch allen anderen Teilnehmern, die diese mordsmäßige Anlage bis zum Schluss konditionell und nervlich durchgestanden haben (*röchel*).
Zurück zur eigentlichen Aufgabe unseres Forscherteams: Die Reise bestätigte Einsteins Theorien ganzheitlich. Der verwinkelte, schiefe, achterbahnartige Platz lässt auf eine Raumkrümmung schließen. Die Tatsache, dass das Oktoberfest im September beginnt* und die merkwürdigen zeitlichen Unterschiede jeweiliger Spielgruppen an diesem Tage von bis zu zwei Stunden, bestätigen ganz klar, dass die Uhren nicht überall gleich ticken. Die Frage, ob Einstein trotz seines Genies die Maarheide mit weniger als 72 Schlägen beendet hätte, bleibt ungeklärt, muss aber wohl eher bezweifelt werden. Insgesamt war der Trip ins Brohltal ein voller Erfolg, sportlich wie wissenschaftlich.
Das abschließende Fazit: Oh Brohltal, wir sind dir zutiefst ergeben, Du Sinn in unserem Leben, unser Herz wird erblüh’n, sobald wir uns wiederseh’n.
*Oktoberfest im September?!? Unsere Recherchen ergaben, dass es sogar Bayern gibt, die ihren Geburtstag bereits vor einem Jahr feierten. Was ist denn da los?